Wirklichkeit, Realität, Realismus, Wahrheit
Es sind vier Begriffe, die für meine Arbeit eine große Rolle Spielen. Der erste ist der Begriff Wirklichkeit. Ich meine, daß Wirklichkeit etwas ist, das durch das Individuum selbst bestimmt wird, das also immer nur subjektiv empfunden bleibt. Und wenn diese Leute in meinen Filmen reden, dann sind sie Wirklichkeit, aber durch Auswahl und Zusammenhang subjektive empfunden.
Im Gegensatz dazu ist die Realität etwas, das unabhängig von uns existiert und im Unterschied zur Wirklichkeit das tatsächlich Gegebene darstellt, den Zusammenhang aller Dinge. Die Realität werden wir nie durchschauen können. Das, was wir für wirklich halten, ist subjektiv, denn eine objektive Darstellung der Realität ist gar nicht möglich.
Und daher komme ich von der Realität auf den Realismus und bezeichne ihn als eine Kunstrichtung, die -kann man sagen- die Realität als unabhängig vom subjektiven Bewusstein auffaßt, und den Versuch macht, durch die subjektive Wirklichkeit hindurchzustoßen und den Mechanismus, dem die Realität unterliegt und der dasGanze bewegt, zu Teilen deutlich zu machen.
Und da sind wir schließlich beim vierten Begriff, bei der Wahrheit, die, wie ich meine, in der Erkenntnis besteht, daß die Realität nie als solche verifiziert werden kann, aber eben der nie aufgegebene Versuch ist, sich ihr auf verschiedene Weise anzunähern.
Eberhard Fechner
Nichts beweisen wollen - Zeigen!
In der Kunst muss die Moral eine ästhetische sein, und im Kino heißt das oberste Moralprinzip: Nichts beweisen wollen. Zeigen. Die Bilder sollen Wahrheiten nicht behaupten oder belegen oder erläutern, sondern in ihrer Evidenz prismatisch aufscheinen lassen.
Jacques Rivette